Kennenlerngespräch mit Kuratorin Kathy-Ann Tan
As Above, So Below: Three Films on Ritual
Nnenna Onuoha
In dieser Ausstellung präsentiert Nnenna Onuoha drei Videoarbeiten, die verschiedene Formen von Ritualen und Prozessen zeigen, dabei dokumentiert sie, wie sich Schwarze Körper in und durch Räume bewegen - vom intimen bis zum öffentlichen Raum. Die drei Videos lenken unsere Aufmerksamkeit auf alltägliche Rituale der (Selbst-)Pflege und Versorgung sowie darauf, wie die Beachtung und Ehrung des eigenen Körpers in größere Handlungen der Intervention und der kollektiven Rückgewinnung von Geschichten verwoben wird, die Schwarze Stimmen in den Mittelpunkt stellen.
Eine Videoarbeit ist täglich ab 20:00 Uhr im Fenster des Kunstvereins an der Walsroder Str. 91A zu sehen. Die restliche Ausstellung kann auf Anfrage besucht werden.
Nnenna Onuoha ist eine ghanaisch-nigerianische Forscherin und bildende Künstlerin und ist wohnhaft in Berlin. Sie erforscht das monumentale Schweigen über die Geschichte und das Nachleben des Kolonialismus in Westafrika, Europa und den Vereinigten Staaten und fragt: Wie erinnern wir uns, welche Vergangenheiten führen wir auf und warum? Ein zweiter Teil ihrer Arbeit konzentriert sich auf die Archivierung Schwarzer Erfahrungen in der Gegenwart, um zu verstehen, wie wir uns inmitten all dessen gegenseitig pflegen und reparieren. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Galerie im Turm, im Kunstverein Hamburg, in den KW Institute for Contemporary Art, im Museum of Modern Art Shanghai und in der Johannesburg Art Gallery gezeigt. Nnenna ist derzeit eine binationale Doktorandin in Medienanthropologie an der Harvard University und Global History an der Universität Potsdam. Sie ist außerdem Stipendiatin des Flaherty Film Seminars 2023 und Gewinnerin des Preises der Amadeu Antonio Stiftung 2023.
Künstlerinnengespräch und Eröffnung
As Above, So Below: Three Films on Ritual mit Nnenna Onuoha
Die Ausstellung ist ab 18 Uhr geöffnet, ab 19 Uhr findet das Künstlerinnengespräch statt und ab 20 Uhr die Eröffnung.
Wie bloß diese Welt verlassen?
Es ist eine merkwürdige Welt, in der wir hier leben. Alles geht seinen gewöhnlichen Gang: Menschen gehen zur Arbeit, in die Schule, in die Universität, in den Supermarkt, in den Zoo, ins Kino, auf Parties, in den Kunstverein, nach Hause. Planen ihre Zukunft, ziehen um, kaufen Autos, kaufen Haustiere, kaufen Wohnungen, kriegen Kinder, bauen Häuser, gehen in Rente.
Gleichzeitig wird seit einiger Zeit, mittlerweile immer mehr Jahren, immer deutlicher, eigentlich schon sehr sehr lange unübersehbar deutlich, dass diese sogenannte Normalität auf einem Abgrund aus Widersprüchen, Krisen, Überlastungen, Ausnahmezuständen, Depressionen, Katastrophen und Abschottungen hergestellt wird.
Die Liste der andauernden Kriege und bewaffneten Konflikte in Syrien, der Ukraine, Palästina und Israel, oder im Kongo oder im Sudan sowie die Covid19-Pandemie, die sich stetig zuspitzende Krise im Finanz- und Arbeitssektor sowie der im Hintergrund die ganze Zeit sich immer massiver und schneller vollziehende Klimawandel, bei gleichzeitig weiter steigendem Bedarf an fossilen Energieträgern, erscheinen dabei eher als die letzten Ereignisse und Entwicklungen einer sehr weit in die Vergangenheit reichenden Reihe. Diese Ereignisse und Entwicklungen zeigen nun mehr und mehr auch hier, in Europa, vielleicht im eigentlichen Herz der Finsternis, unübersehbar die integrale Krisen-, wenn nicht Katastrophenhaftigkeit dieser Art und Weise in der Welt zu sein und diese zu behandeln auf – eine Erkenntnis, die in anderen Teilen der Welt schon seit über 500 Jahren aufs Furchtbarste tagtäglich erfahren wird.
Wie lässt es sich in und mit dieser Krisen und Katastrophen herstellenden Art und Weise die Welt zu behandeln weiterleben? Ohne zu leugnen, dass sie auch ein Teil unseres Seins, unserer Art zu denken und zu handeln ist? Ohne der Verlockung des Eskapismus zu erliegen, die Sinne zu verschließen und zu versuchen, nicht daran zu denken? Ohne sich in naturalisierende Simplifizierungen zu flüchten wie: Das ist eben so, fressen oder gefressen werden.
Und wie stellt sich das insbesondere für die Arbeit und das Leben mit und im Kunstfeld dar? Denn hier arbeiten wir und hier leben wir, von hier sprechen wir - aus einer Position heraus, die eben auch mit alledem verwickelt ist. Was für Rollen spielen Kunsträume und die in ihnen wirkenden Akteurinnen? Welche Funktionen erfüllen sie, welche Aufgaben haben sie darin? Und wie verhält es sich mit den substantiell mit der Kunst und Künstlerinnen verbundenen Vorstellungen und Phantasmen von Autonomie, Freiheit, Kreativität, Kritik, Widerständigkeit und Romantik? Und wie steht es um das Gespräch über all dies - ist es möglich und wird es gesucht und führt es weiter? Oder geht es eher um eindeutige Positionierungen, feste Meinungen und Ausschlüsse?
Die Unternehmung Wie bloß diese Welt verlassen? schließt auf gewisse Weise an die Reihe Kunstraum in der Katastrophe vom Sommer 2023 an. Diesmal sind wir jedoch mehr auf der Suche nach konkreten Möglichkeiten des Exits, des Verlassens, der Abschaffung dieser Art und Weise, die Welt herzustellen und weniger interessiert an deren Kritik, Reform oder Verbesserung. Davon erhoffen wir uns konkretere Handlungen, andere Erfahrungen und damit verbunden andere Perspektiven - hoffentlich ganz andere Perspektiven.
Wie bloß diese Welt verlassen? besteht aus einer Ausstellung, vielleicht eher einer Raumsituation und einer Anzahl darin stattfindender Veranstaltungen und Workshops: die Räume des Kunstvereins werden mit Videos aus Marwa Arsanios Reihe Who is afraid of Ideology?, Jakob Jakobsens Kündigungsschreiben vom professionellen Künstlerinnentum und einem Hörstück dazu sowie einer Abschaffen-Streik-Traum-Archiv-Altar-Bar gefüllt, in welchen weiterhin drei Leseabende (zu Human Strike, Träumen und Phantasie als kritischer Praxis, Kommunisierung und der Abschaffung von Gender) stattfinden werden, die wiederum in Barabende münden werden. Zur Eröffnung wird es ein Gespräch zwischen Kathy-Ann Tan, Jakob Jakobsen, Birte Heier und Sebastian Stein zu Arbeits- und Lebensverhältnissen in der Kunstwelt, deren Verlassen und den Hintergründen von Wie bloß diese Welt verlassen? geben. Auch wird eine Veranstaltung zu Exits, Streiks und Cancelling stattfinden. Anfang Mai werden wir zwei Wochen lang mit KVL abschaffenden Versuch unternehmen, den Kunstverein abzuschaffen. Während dieser Zeit wird es auch eine Beteiligung von Mattin geben. Und schließlich veranstalten wir ein Gespräch mit Vertreterinnen der Aktivist*innengruppe Letzte Generation.
Eröffnung und Bargespräch
zur Ausstellung Wie bloß diese Welt verlassen?
Eröffnung mit einem Bargespräch zwischen Jakob Jakobsen, Kathy-Ann Tan, Birte Heier und Sebastian Stein zu Arbeits- und Lebensverhältnissen in der Kunstwelt, deren Verlassen und den Hintergründen von Wie bloß diese Welt verlassen?
Das Gespräch wird in englischer Sprache stattfinden.
Lesegruppensitzung zu "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk mit Stephan Janitzky, danach Barabend
Im Rahmen von Wie bloß diese Welt verlassen? lädt uns Stephan Janitzky ein, am Donnnerstag, den 25.4. ab 18 Uhr gemeinsam vor Ort zwei Textabschnitte aus "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk zu lesen. Ab 20 Uhr geht die Lesegruppe dann in einen Barabend über.
"Wir haben den Ehrgeiz, den Surrealismus als eine beunruhigende Maschine im Zentrum der Welt und unserer selbst aufzustellen..." Andre Breton, in La Révolution Surréaliste, No. 2, 1925
Stephan hat den Ehrgeiz im Kunstverein Langenhagen zwei Textabschnitte aus dem Buch "Der springende Narziß" von Elisabeth Lenk ins Zentrum der Lesegruppe zu stellen.
Dem Leben und Wirken Bretons folgend, zeichnet Lenk die Wanderroute des Surrealismus durch die Kunst, die Politik bis ins Museum nach. Vor allem die Beschäftigung der Surrealisten mit dem Träumen hat es Lenk angetan und bereits in diesem frühen Buch beginnt sie eine eigenständige Schwellentheorie bezüglich des Traums zu entwickeln: das Verhältnis von Tag und Nacht, Tages-Wirklichkeit und Traum-Phantasie wird angefasst.
Geplant ist ein sich gegenseitiges Vorlesen kurzer Textabschnitte aus Elisabeth Lenks Buch "Der springend Narziß". Die Texte (Traum, Inspiration, Gesellschaft, Kunst, Ästhetik, Politik, etc. spielen darin eine Rolle) bringt er in Form eines kleinen Heftchens für jede*n mit. Methode: Anschließend ans gemeinsame Lesen nicht gleich darüber sprechen, sondern erstmal eine kurze Pause machen und dann gerne in den Austausch über das eben gelesene und gehörte gehen.
KVL Abschaffen !!
Wir schaffen den Kunstverein Langenhagen (KVL) und unser Funktionieren darin ab!
Zwei Wochen lang werden wir nicht mehr die künstlerischen Leitungen, Kuratorinnen, Mitglieder, Besucherinnen, Mitarbeiterinnen, Assistentinnen, Technikerinnen, Aufsichten und auch nicht die Künstlerinnen oder andere Kulturarbeiter*innen performen und sein, die wir sonst immer sind, wenn wir hier sind. Was wir stattdessen tun, sehen wir vor Ort. Da sein werden wir während der zwei Wochen meistens von 11 bis 16 Uhr. Kommen Sie und kommt Ihr dann gerne einfach vorbei!
KVL abschaffen !! findet im Rahmen des Ausstellungs- und Veranstaltungskomplexes Wie bloß diese Welt verlassen? statt, in dem es darum geht, Auswege aus schwierigen Verhältnissen, Beziehungen oder Situationen zu finden. Da auch wir als Kunstarbeiter*innen Teil von vielen solcher schwierigen und problematischen Verwicklungen und Dynamiken sind, wollen auch wir auf diese Weise unser eigenes Tun, unsere Zwänge und uns selbst thematisieren. Wir fragen uns relativ ungeordnet:
Wie können wir aus den von uns verinnerlichten Arbeits-, Produktions- und Innovationszwängen herauskommen? Wie können wir uns nicht ständig als Kuratorinnen, Künstlerinnen, Autorinnen selbst produzieren? Wie können wir aufhören, alles was wir machen, anschauen, lesen, irgendwie aufschnappen, wofür wir uns interessieren, unsere Freundinnenschaften und Bekanntschaften zu verwerten und in Projekte oder Texte oder andere Produkte umzuwandeln? Wie können wir aus dem Verbrauch von fossiler Energie, tierischem Leben, Wegwerfmaterial usw. aussteigen? Wie die sozialen Konventionen und Zwänge verlassen, die uns an dem für uns vorgesehenen Platz halten? Wie können wir aufhören, uns weiter über die Welt, die Tiere, die Dinge, die Anderen zu erheben? Wie nicht mehr die hierarchisierende Trennung von Theorie und Praxis wiederholen? Wie können wir aufhören, immer zu versuchen, effektiv zu handeln, mit abzuarbeitenden Listen zu leben? Wie können wir nicht mehr dauernd nach Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für unser Tun, unser Wissen und unser Sein heischen? Wie nicht mehr nur unser individuelles Ding, unsere Ziele, unsere Interessen verfolgen? Wie können wir aufhören Recht haben und immer alles richtig machen zu wollen?
Während der zwei Wochen vom 29.4. bis zum 12.5. werden wir deshalb u.a. weder Emails lesen noch Telefonanrufe beantworten und unsere Email-Konten auf auto-reply stellen und den Anrufbeantworter einschalten. Stattdessen werden wir viel vor Ort sein und schauen was wir tun werden, wenn wir nicht mehr das tun, was wir normalerweise tun würden. Interessierte können während dieser Zeit sehr gerne dazukommen und gemeinsam mit uns sehen, wohin uns das führt.
Vom 2. bis zum 5.5. wird uns hierbei Mattin begleiten und wir versuchen gemeinsam auf unsere Verwirrung zu hören. Mattin interessiert sich für Fragen nach Freiheit, sozio-ökonomischen Bedingungen von kultureller Produktion und gesellschaftlichen Konventionen, vor allem mittels Noise(-musik) und Improvisation. Er ist u.a. in so unterschiedlichen Kontexten aktiv gewesen wie der Club Transmediale (Berlin), Arika (Glasgow), der documenta14, Kassel und betreibt mit Miguel Prado den Soundcloudchannel Social Discipline und hat neulich das Buch Social Dissonance veröffentlicht.
Weiterhin veranstalten wir am 7.5. ab etwa 18 Uhr in diesem Modus einen Lesenachmittag zu Claire Fontaines Human Strike und danach ab 20 Uhr einen Barabend.
Kommen Sie und kommt ihr gerne vorbei, wir freuen uns, uns gemeinsam abzuschaffen!
KVL Abschaffen !!
Wir schaffen den Kunstverein Langenhagen (KVL) und unser Funktionieren darin ab!
Zwei Wochen lang werden wir nicht mehr die künstlerischen Leitungen, Kuratorinnen, Mitglieder, Besucherinnen, Mitarbeiterinnen, Assistentinnen, Technikerinnen, Aufsichten und auch nicht die Künstlerinnen oder andere Kulturarbeiter*innen performen und sein, die wir sonst immer sind, wenn wir hier sind. Was wir stattdessen tun, sehen wir vor Ort. Da sein werden wir während der zwei Wochen meistens von 11 bis 16 Uhr. Kommen Sie und kommt Ihr dann gerne einfach vorbei!
KVL abschaffen !! findet im Rahmen des Ausstellungs- und Veranstaltungskomplexes Wie bloß diese Welt verlassen? statt, in dem es darum geht, Auswege aus schwierigen Verhältnissen, Beziehungen oder Situationen zu finden. Da auch wir als Kunstarbeiter*innen Teil von vielen solcher schwierigen und problematischen Verwicklungen und Dynamiken sind, wollen auch wir auf diese Weise unser eigenes Tun, unsere Zwänge und uns selbst thematisieren. Wir fragen uns relativ ungeordnet:
Wie können wir aus den von uns verinnerlichten Arbeits-, Produktions- und Innovationszwängen herauskommen? Wie können wir uns nicht ständig als Kuratorinnen, Künstlerinnen, Autorinnen selbst produzieren? Wie können wir aufhören, alles was wir machen, anschauen, lesen, irgendwie aufschnappen, wofür wir uns interessieren, unsere Freundinnenschaften und Bekanntschaften zu verwerten und in Projekte oder Texte oder andere Produkte umzuwandeln? Wie können wir aus dem Verbrauch von fossiler Energie, tierischem Leben, Wegwerfmaterial usw. aussteigen? Wie die sozialen Konventionen und Zwänge verlassen, die uns an dem für uns vorgesehenen Platz halten? Wie können wir aufhören, uns weiter über die Welt, die Tiere, die Dinge, die Anderen zu erheben? Wie nicht mehr die hierarchisierende Trennung von Theorie und Praxis wiederholen? Wie können wir aufhören, immer zu versuchen, effektiv zu handeln, mit abzuarbeitenden Listen zu leben? Wie können wir nicht mehr dauernd nach Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für unser Tun, unser Wissen und unser Sein heischen? Wie nicht mehr nur unser individuelles Ding, unsere Ziele, unsere Interessen verfolgen? Wie können wir aufhören Recht haben und immer alles richtig machen zu wollen?
Während der zwei Wochen vom 29.4. bis zum 12.5. werden wir deshalb u.a. weder Emails lesen noch Telefonanrufe beantworten und unsere Email-Konten auf auto-reply stellen und den Anrufbeantworter einschalten. Stattdessen werden wir viel vor Ort sein und schauen was wir tun werden, wenn wir nicht mehr das tun, was wir normalerweise tun würden. Interessierte können während dieser Zeit sehr gerne dazukommen und gemeinsam mit uns sehen, wohin uns das führt.
Vom 2. bis zum 5.5. wird uns hierbei Mattin begleiten und wir versuchen gemeinsam auf unsere Verwirrung zu hören. Mattin interessiert sich für Fragen nach Freiheit, sozio-ökonomischen Bedingungen von kultureller Produktion und gesellschaftlichen Konventionen, vor allem mittels Noise(-musik) und Improvisation. Er ist u.a. in so unterschiedlichen Kontexten aktiv gewesen wie der Club Transmediale (Berlin), Arika (Glasgow), der documenta14, Kassel und betreibt mit Miguel Prado den Soundcloudchannel Social Discipline und hat neulich das Buch Social Dissonance veröffentlicht.
Weiterhin veranstalten wir am 7.5. ab etwa 18 Uhr in diesem Modus einen Lesenachmittag zu Claire Fontaines Human Strike und danach ab 20 Uhr einen Barabend.
Kommen Sie und kommt ihr gerne vorbei, wir freuen uns, uns gemeinsam abzuschaffen!
Hör auf deine Verwirrung - Workshop mit Mattin
Hör auf deine Verwirrung!
Workshop mit Mattin vom 1.5. abends bis zum 5.5. vormittags
Warst du jemals verwirrt? Wenn ja, dann willkommen in der Welt. Wir leben im Arschloch der Geschichte. Hier ist es warm, und es stinkt. Und es wird immer wärmer. In der Zwischenzeit zerfällt das liberale Konzept des Subjekts, lässt viele Menschen verwirrt und verzweifelt zurück, während der Faschismus bereit steht, den Menschen, die sich subjektiv heimatlos fühlen, ein Zuhause zu geben.
In diesem Workshop werden wir uns mit dieser subjektiven Desintegration beschäftigen. Dazu werden wir Übungen zum Tiefen Zuhören (Deep Listening) von Pauline Oliveros als Ausgangspunkt nehmen. In diesen Übungen erforscht Oliveros den Unterschied zwischen der unwillkürlichen Natur des Hörens und der bewussten Natur des Zuhörens, während sie ein größeres Bewusstsein für die äußere und innere Klangumgebung kultiviert.
Mittels Hörübungen, Gesprächen und anderen Versuchsanordnungen sowie durch die Diskussion aktueller Noise-Theorien wird dieser Workshop die vorherrschende Verwirrung untersuchen, die aus einer zunehmend komplexen und kontingenten Realität entsteht, und darüber versuchen, inneren und äußeren Lärm, der uns stört, beunruhigt, erschöpft oder auslässt, wahrnehmbar und besprechbar zu machen.
Wir werden den sozialen Lärm zwischen einer zunehmend wettbewerbsorientierten und individualistischen Realität und unserer Unfähigkeit, uns an ein bröckelndes Modell anzupassen, erforschen, indem wir auf unsere Verwirrung hören.
Der Workshop ist kostenlos und kann von allen Personen besucht werden. Es ist auch möglich, nur für einzelne Tage teilzunehmen, wobei eine durchgängige Teilnahme viel mehr Sinn macht. Da wir in der Woche ab dem 29.4. im Rahmen von KVL abschaffen nicht mehr per email oder Telefon erreichbar sind, bitten wir um Anmeldung per mail@kunstverein-langenhagen.de bis zum 28.4. oder kommt einfach vorbei.
Lesegruppensitzung Human Strike has already begun von Claire Fontaine + Barabend
Im Rahmen von Wie bloß diese Welt verlassen? lesen wir am Dienstag 7.5. ab 18 Uhr gemeinsam vor Ort aus "Human Strike has already begun" von Claire Fontaine. Ab 20 Uhr geht die Lesegruppe dann in einen Barabend über.
Human Strike (in etwa Der menschliche Streik) ist eine Bewegung, die breiter und radikaler ist als jeder Generalstreik. Er richtet sich gegen unsere unvermeidliche subjektive Komplizenschaft mit allem, was unsere Freiheit einschränkt, und zeigt auf, wie wir diese selbstzerstörerischen Verhaltensweisen durch Desubjektivierung aufgeben können. Claire Fontaine beschreiben Human Strike als einen subjektiven Kampf, um sich von dem unvermeidlichen Schaden zu befreien, den wir uns und anderen zufügen, einfach dadurch, dass wir im postindustriellen Neoliberalismus leben.
Wir lesen den Text gemeinsam vor Ort. Falls Interesse besteht schon vor zu lesen, kann der Text hier angeschaut werden.
KVL Abschaffen !!
Wir schaffen den Kunstverein Langenhagen (KVL) und unser Funktionieren darin ab!
Zwei Wochen lang werden wir nicht mehr die künstlerischen Leitungen, Kuratorinnen, Mitglieder, Besucherinnen, Mitarbeiterinnen, Assistentinnen, Technikerinnen, Aufsichten und auch nicht die Künstlerinnen oder andere Kulturarbeiter*innen performen und sein, die wir sonst immer sind, wenn wir hier sind. Was wir stattdessen tun, sehen wir vor Ort. Da sein werden wir während der zwei Wochen meistens von 11 bis 16 Uhr. Kommen Sie und kommt Ihr dann gerne einfach vorbei!
KVL abschaffen !! findet im Rahmen des Ausstellungs- und Veranstaltungskomplexes Wie bloß diese Welt verlassen? statt, in dem es darum geht, Auswege aus schwierigen Verhältnissen, Beziehungen oder Situationen zu finden. Da auch wir als Kunstarbeiter*innen Teil von vielen solcher schwierigen und problematischen Verwicklungen und Dynamiken sind, wollen auch wir auf diese Weise unser eigenes Tun, unsere Zwänge und uns selbst thematisieren. Wir fragen uns relativ ungeordnet:
Wie können wir aus den von uns verinnerlichten Arbeits-, Produktions- und Innovationszwängen herauskommen? Wie können wir uns nicht ständig als Kuratorinnen, Künstlerinnen, Autorinnen selbst produzieren? Wie können wir aufhören, alles was wir machen, anschauen, lesen, irgendwie aufschnappen, wofür wir uns interessieren, unsere Freundinnenschaften und Bekanntschaften zu verwerten und in Projekte oder Texte oder andere Produkte umzuwandeln? Wie können wir aus dem Verbrauch von fossiler Energie, tierischem Leben, Wegwerfmaterial usw. aussteigen? Wie die sozialen Konventionen und Zwänge verlassen, die uns an dem für uns vorgesehenen Platz halten? Wie können wir aufhören, uns weiter über die Welt, die Tiere, die Dinge, die Anderen zu erheben? Wie nicht mehr die hierarchisierende Trennung von Theorie und Praxis wiederholen? Wie können wir aufhören, immer zu versuchen, effektiv zu handeln, mit abzuarbeitenden Listen zu leben? Wie können wir nicht mehr dauernd nach Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für unser Tun, unser Wissen und unser Sein heischen? Wie nicht mehr nur unser individuelles Ding, unsere Ziele, unsere Interessen verfolgen? Wie können wir aufhören Recht haben und immer alles richtig machen zu wollen?
Während der zwei Wochen vom 29.4. bis zum 12.5. werden wir deshalb u.a. weder Emails lesen noch Telefonanrufe beantworten und unsere Email-Konten auf auto-reply stellen und den Anrufbeantworter einschalten. Stattdessen werden wir viel vor Ort sein und schauen was wir tun werden, wenn wir nicht mehr das tun, was wir normalerweise tun würden. Interessierte können während dieser Zeit sehr gerne dazukommen und gemeinsam mit uns sehen, wohin uns das führt.
Vom 2. bis zum 5.5. wird uns hierbei Mattin begleiten und wir versuchen gemeinsam auf unsere Verwirrung zu hören. Mattin interessiert sich für Fragen nach Freiheit, sozio-ökonomischen Bedingungen von kultureller Produktion und gesellschaftlichen Konventionen, vor allem mittels Noise(-musik) und Improvisation. Er ist u.a. in so unterschiedlichen Kontexten aktiv gewesen wie der Club Transmediale (Berlin), Arika (Glasgow), der documenta14, Kassel und betreibt mit Miguel Prado den Soundcloudchannel Social Discipline und hat neulich das Buch Social Dissonance veröffentlicht.
Weiterhin veranstalten wir am 7.5. ab etwa 18 Uhr in diesem Modus einen Lesenachmittag zu Claire Fontaines Human Strike und danach ab 20 Uhr einen Barabend.
Kommen Sie und kommt ihr gerne vorbei, wir freuen uns, uns gemeinsam abzuschaffen!
KVL Abschaffen !!
Wir schaffen den Kunstverein Langenhagen (KVL) und unser Funktionieren darin ab!
Zwei Wochen lang werden wir nicht mehr die künstlerischen Leitungen, Kuratorinnen, Mitglieder, Besucherinnen, Mitarbeiterinnen, Assistentinnen, Technikerinnen, Aufsichten und auch nicht die Künstlerinnen oder andere Kulturarbeiter*innen performen und sein, die wir sonst immer sind, wenn wir hier sind. Was wir stattdessen tun, sehen wir vor Ort. Da sein werden wir während der zwei Wochen meistens von 11 bis 16 Uhr. Kommen Sie und kommt Ihr dann gerne einfach vorbei!
KVL abschaffen !! findet im Rahmen des Ausstellungs- und Veranstaltungskomplexes Wie bloß diese Welt verlassen? statt, in dem es darum geht, Auswege aus schwierigen Verhältnissen, Beziehungen oder Situationen zu finden. Da auch wir als Kunstarbeiter*innen Teil von vielen solcher schwierigen und problematischen Verwicklungen und Dynamiken sind, wollen auch wir auf diese Weise unser eigenes Tun, unsere Zwänge und uns selbst thematisieren. Wir fragen uns relativ ungeordnet:
Wie können wir aus den von uns verinnerlichten Arbeits-, Produktions- und Innovationszwängen herauskommen? Wie können wir uns nicht ständig als Kuratorinnen, Künstlerinnen, Autorinnen selbst produzieren? Wie können wir aufhören, alles was wir machen, anschauen, lesen, irgendwie aufschnappen, wofür wir uns interessieren, unsere Freundinnenschaften und Bekanntschaften zu verwerten und in Projekte oder Texte oder andere Produkte umzuwandeln? Wie können wir aus dem Verbrauch von fossiler Energie, tierischem Leben, Wegwerfmaterial usw. aussteigen? Wie die sozialen Konventionen und Zwänge verlassen, die uns an dem für uns vorgesehenen Platz halten? Wie können wir aufhören, uns weiter über die Welt, die Tiere, die Dinge, die Anderen zu erheben? Wie nicht mehr die hierarchisierende Trennung von Theorie und Praxis wiederholen? Wie können wir aufhören, immer zu versuchen, effektiv zu handeln, mit abzuarbeitenden Listen zu leben? Wie können wir nicht mehr dauernd nach Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für unser Tun, unser Wissen und unser Sein heischen? Wie nicht mehr nur unser individuelles Ding, unsere Ziele, unsere Interessen verfolgen? Wie können wir aufhören Recht haben und immer alles richtig machen zu wollen?
Während der zwei Wochen vom 29.4. bis zum 12.5. werden wir deshalb u.a. weder Emails lesen noch Telefonanrufe beantworten und unsere Email-Konten auf auto-reply stellen und den Anrufbeantworter einschalten. Stattdessen werden wir viel vor Ort sein und schauen was wir tun werden, wenn wir nicht mehr das tun, was wir normalerweise tun würden. Interessierte können während dieser Zeit sehr gerne dazukommen und gemeinsam mit uns sehen, wohin uns das führt.
Vom 2. bis zum 5.5. wird uns hierbei Mattin begleiten und wir versuchen gemeinsam auf unsere Verwirrung zu hören. Mattin interessiert sich für Fragen nach Freiheit, sozio-ökonomischen Bedingungen von kultureller Produktion und gesellschaftlichen Konventionen, vor allem mittels Noise(-musik) und Improvisation. Er ist u.a. in so unterschiedlichen Kontexten aktiv gewesen wie der Club Transmediale (Berlin), Arika (Glasgow), der documenta14, Kassel und betreibt mit Miguel Prado den Soundcloudchannel Social Discipline und hat neulich das Buch Social Dissonance veröffentlicht.
Weiterhin veranstalten wir am 7.5. ab etwa 18 Uhr in diesem Modus einen Lesenachmittag zu Claire Fontaines Human Strike und danach ab 20 Uhr einen Barabend.
Kommen Sie und kommt ihr gerne vorbei, wir freuen uns, uns gemeinsam abzuschaffen!
Lesegruppensitzung + Barabend zu Kommunisierung und der Abschaffung von Gender
Im Rahmen von Wie bloß diese Welt verlassen? lesen wir vor Ort gemeinsam Auszüge aus Maya Andrea Gonzalez Communization and the Abolition of Gender und Paul B. Preciados Ein Apartment auf dem Uranus und sprechen von dort aus darüber, was Abschaffen sein könnte, was das mit Gender, reproduktiver Arbeit und Kommunisierung zu tun hat und was uns sonst noch in den Textteilen aufgefallen ist.
Ab 20 Uhr wechseln wir in den Barmodus und genießen ein paar feine Getränke an der Abschaffen-Streik-Traum-Archiv-Altar-Bar.
Statt einer Führung: einige Erklärungen und ein Gespräch dazu, was Abschaffen, Exit und Verlassen in diesen katastrophischen Zeiten für uns bedeutet
Wir freuen uns sehr über die große Resonanz und die vielfältigen Rückmeldungen zu KVL abschaffen !! und möchten uns auf diesem Wege auch nochmal sehr bei all den vielen Personen bedanken, die während der zwei Wochen im Kunstverein vorbeigekommen sind und vor allem auch bei Mattin, mit dem wir einen sehr feinen und intensiven Workshop rund um unser aller Verwirrung veranstaltet haben.
Da es während dieser Zeit auch außerhalb des Kunstvereins viele Fragen gegeben hat, möchten wir zusammen mit unserer Co-Produzentin Kathy-Ann Tan am Sonntag, den 26.5. ab 16 Uhr gemeinsam öffentlich darüber sprechen, was Abschaffen, Exit und Verlassen in diesen turbulenten Zeiten für uns bedeutet. Wir fragen uns und wollen also unter anderem darüber sprechen, dass
Abschaffen nicht bedeutet, nichts zu tun oder den Kunstverein einfach zu schließen, sich zurückzuziehen oder zu Streiken. Während der zwei Wochen waren wir teilweise bis zu 15 Stunden vor Ort und haben unsere Abschaffung definiert und uns mit anderen Fragen auseinandergesetzt,
Abschaffen kein Ignorieren der sehr zugespitzten geo-politischen Weltlage und ihren Verbindungen ist, die mit dem Land und Langenhagen, wo wir leben zusammenhängen – wir haben uns während dieser Zeit intensiv mit unseren gegenwärtigen und historischen Verflechtungen mit den Konflikten und Kriegen in der Ukraine und Gaza wie auch mit der hiesigen Diskussion um Antisemitismus, Israelkritik und Cancelling auseinandergesetzt,
Abschaffen bei uns allen selbst beginnt, mit den Zusammenhängen und den Orten, an denen und in denen wir leben und arbeiten, mit den Geschichten, aus denen wir hervorgehen, mit unserer Arbeit, unserem sogenannten Privatleben – falls es das neben der Arbeit noch gibt –, unserer Rolle in dieser Gesellschaft, unserer Verwirrung, unseren Wünsche, unseren Phantasmen. Ausgehend von uns selbst also gibt es überall hin Verbindungen und Wirkweisen in die Welt, die es abzuschaffen lohnt.
Wir würden uns sehr freuen, Sie und euch zahlreich begrüßen zu können, mit Getränken und Kuchen zu bewirten und gemeinsam über all diese Fragen und Ideen zu sprechen.
Gespräch mit Vertreter*innen der Letzten Generation Hannover
Im Rahmen von Wie bloß diese Welt verlassen? besucht am Dienstag, den 28. Mai 2024 um 19 Uhr die Letzte Generation Ortsgruppe Hannover den Kunstverein Langenhagen. Die Letzte Generation ist ein Zusammenschluss von Klimaaktivisten, die mittels zivilem Ungehorsam Maßnahmen der Regierungen zur Einhaltung des Übereinkommens von Paris und des 1,5-Grad-Ziels zu erreichen versucht.
Nach einer kurzen Einführung zur Letzen Generation, dem Kontext, ihren Anliegen und ihren Methoden, möchten die Vertreter*innen gerne mit dem Publikum in einen Austausch kommen und gemeinsam über das Fortschreiten der Klimakatastrophe, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Gewaltfreiheit, Verantwortung und anderes sprechen.