27.3.09 – 26.4.09, Einzelausstellung

Christina Zück: Together Making You Safer

Die Ausstellung »TOGETHER MAKING YOU SAFER« von Christina Zück (*1969) eröffnet das Jahresprogramm Forschungsstationen, das sich künstlerischen Praktiken des (Er-)Forschens widmen wird. Dabei erkunden die Ausstellungen 2009 weniger den Zusammenhang von naturwissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit, sondern beschreiben die teilnehmende Praxis der Forschenden, die sich in ferne und nahe Forschungsfelder begeben. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler untersuchen allesamt Lebenswelten und setzen diese Beobachtungen um und reflektieren dabei den jeweils eigenen Standpunkt.

Christina Zücks Fotografien entstanden 2008 während ihres zweiten Aufenthalts in Karachi, Pakistans 12,5 Millionen Metropole im Süden des Landes. Nicht erst seit dem Überfall auf Mumbai gilt Karachi als Hochburg terroristischer Gruppierungen mit islamistischem Hintergrund. Nachdem Christina Zück bereits 2001 während des 11. Septembers in Karachi gewesen war, nutzte sie den letztjährigen Aufenthalt zu einem erneuten Aufsuchen vertrauter und berüchtigter Orte, für die sie sich bereits in den vorbereitenden Recherchen zu interessieren begonnen hatte. So erkundete sie die Gegend in der Ramzi Binalshibh lebte, als er im Jahr 2002 verhaftet wurde.

Christina Zücks Interesse an diesen Orten führten sie in Gebiete, die sie manchmal nur in Begleitung betreten konnte, zumindest aber latenten Observationen ausgesetzt war. Doch trotz der teilweise offenkundigen Bedrohung, in die sich Christina Zück begeben hat, zeugen ihre Bilder weniger von offensiver Gewalt, denn von einem vielschichtigen Nebeneinander unterschiedlicher Existenzen und Religionspraktiken in einer der größten Siedlungszonen der Welt. Gerade angesichts stark reglementierter öffentlicher Verhaltensnormen suchte Christina Zück nach Freiräumen sozialen Handelns.

Für den Kunstverein hat Christina Zück neue Bilder aus dem umfangreichen Fundus der in Karachi entstandenen Fotografien ausgewählt und produziert, um sie mit Bildern, die sie in der Gruppenausstellung »Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit« (bis 22.3.09 in der Akademie der Künste, Berlin) gezeigt hatte, zu kombinieren. Die Fotografien werden flankiert von einer neu produzierten Soundcollage aus gesammeltem Tonmaterial und ausgewählten Text/Bild Konstellationen aus Christina Zücks Blog, den sie während ihres Aufenthaltes unter http://zueck.wordpress.com/ schrieb.

8.5.09 – 14.6.09, Einzelausstellung

Pia Lanzinger: Verhängnisvolle Rahmen

Pia Lanzinger (*1960, lebt in Berlin) interessiert sich für (un)spektakuläre Orte, die sie nach ihren historischen Schichten befragt. Ihre Recherchepraxis umfasst neben der multimedialen Feldforschung Text- und Medienanalysen, die sie in den eigenen Arbeiten reflektiert. Ihre Installationen verstehen sich deshalb auch als Spurensicherung. Auf Einladung des Kunstvereins Langenhagen konnte sie ihre Forschungsarbeit zum Obersalzberg fortführen.

Seit 2005 setzt sich Pia Lanzinger mit der Konditionierung von Blicken auf dem Obersalzberg auseinander. Dort hat sich im Laufe von 150 Jahren Tourismus und 12 Jahren nationalsozialistischer Herrschaft ein moderner Mythos in die Architekturen vor Ort eingeschrieben. Nach einer Phase, in der das gehobene Bürgertum die Bergschönheiten genoss, bediente sich Adolf Hitler der Natur, indem er sie den Staatsgästen durch das Panoramafenster seines Berghofs als ultimativen Ausdruck von Macht und Stärke präsentierte. Die symbolträchtige Kulisse gewinnt durch die Eröffnung eines Luxushotels im Jahr 2005 neuerliche Brisanz, wobei Zweideutigkeiten, Parallelisierungen sowie Illusionismen nicht zu vermeiden sind. Die Reaktionen auf die historischen Überformungen schwanken zwischen dem Versuch der Zerstreuung und blanker Faszination.

Im Frühjahr 2009 besuchte Pia Lanzinger das Hotel Zum Türken, das sich rühmt, den originalen Blick von Hitlers Berghof zu bieten. 1934 für Hitlers persönliche Leibwache, dem Reichssicherheitsdienst, umgebaut, wird es seit 1949 wieder in Familienbesitz geführt. In den Fluren finden sich in trautem Nebeneinander Bilder des Berghofes und seiner ehemaligen Bewohner und Dankesbriefe der Besucher. Fragwürdige Devotionaliensammlungen und reiner Kitsch verquicken sich zu einer privaten Mythologie, die ein abgründiges Szenario vor dem Panorama des Berchtesgadener Lands entwirft.

Neben neuen Arbeiten umfasst die Einzelausstellung die multimediale Installation Eine atemberaubende Kulisse von 2005. Insgesamt ergibt sich so ein differenzierter historischer Blick auf das Verhältnis von Rahmungen und Machtinteressen anhand der Aussicht auf das sagenumwobene Land um Watzmann und Untersberg.

19.6.09 – 21.6.09, Veranstaltung

Team404

Team404 ist ein Künstlerkollektiv, das mit der Klasse John Armleder an der HBK Braunschweig assoziiert ist. Wechselnde Mitglieder realisieren seit nunmehr 10 Jahren Ausstellungen, Aufführungen, Performances und Projekte.

Beim letzten Rundgang der HBK Braunschweig hatte Team 404 mit „Copy and Paste“ eine Arbeit präsentiert, die die BesucherInnen einlud aus der ausgestellten Sammlung von Videobändern mit einfacher Technik eigene Kurzfilme zusammen zu schneiden. Im Rahmen der Art Basel 2008 veranstalteten sie Boxkämpfe, die sie nach einwöchigem öffentlichem Training, gegen die lokalen Boxgrößen absolvieren mussten.

Für ein Ausstellungswochenende im Kunstverein Langehagen entwickelt Team404 eine neue Arbeit.

21.8.09 – 4.10.09, Gruppenausstellung

Forschungsstation Sozialer Raum

Nathalie Grenzhaeuser, Séverine Hubard, Klara Lidén, Silke Schatz, Kateřina Šedá, Özlem Sulak, Sophia Tabatadze, Sofie Thorsen, Malte Urbschat, 5533

Die internationale Gruppenausstellung „Forschungsstation Sozialer Raum“ präsentiert künstlerische Forschungsprojekte, die sich der fortschreitenden Standardisierung städtischer und dörflicher Erfahrungsräume stellen. Gegenstand und Schauplätze der Arbeiten sind öffentliche Räume, wie Parks, Gedenkstätten, öffentliche Nahverkehrsmittel, Gewerbe- und Wohngebiete in zehn Ländern, die die KünstlerInnen nach sozialen Interaktionsmöglichkeiten, verdeckten kollektiven Sehnsuchtspotentialen (bzw. Angstphantasien) und den daraus resultierenden Leitbildern untersuchten.

Katalogisierende, scheinbar objektivierende Untersuchungsmethoden (Sofie Thorsen) gehören zu den zeitgenössischen Strategien ebenso wie Eingriffe in die sozialen Gefüge mittels offensiver und poetischer Aktion (Klara Lidén, Séverine Hubard, Sophia Tabatadze) oder „Anstiftungen“ zu sozialem Handeln und Kommunikation (Katerina Šedá, Özlem Sulak, 5533). Einen weiteren Aspekt stellt die künstlerische Kartierung dar: Neben der Überschreibung eines Ortes durch subjektive Erfahrungen und historische, utopische Schichten (Silke Schatz) steht die aufzeichnende Wiederaneignung von „Unorten“ auf der Spur allgegenwärtiger Überwachungsdienste (Malte Urbschat) und die fotografische Spurensuche (Nathalie Grenzhaeuser). Alle Arbeiten dynamisieren auf diese Weise festgefahrene Wahrnehmungen sozialer Räume.

15.10.09 – 29.11.09, Gruppenausstellung

Todeszone Langenhagen

Till Krause (1965), Patrick Rieve (1971) und Mark Wehrmann (*1970) beschäftigen sich als Künstler der Galerie für Landschaftskunst in Hamburg seit Jahren mit (Stadt-)Landschaften.

Die Galerie für Landschaftskunst ist ein freier, interdisziplinärer Künstler-Projektraum in Hamburg. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler thematisieren Vorstellungen von Natur, Landschaft und Stadt, um soziologische, politische und ökologische Aspekteauszuloten und zeitgenössische Anliegen zu formulieren. Ein Schwerpunkt liegt auf kartografischen Forschungsprojekten, die konventionelle Hierarchien und Ordnungssysteme hinterfragen und mit vielfältigen Erzählungen und Repräsentationsformen überlagern.

Für die Ausstellung »Todeszone Langenhagen« bearbeiten Krause, Rieve und Wehrmann exemplarisch den Stadt- und Landschaftsraum Langenhagen. Gemeinsamer Gegenstand ist das Thema Tod. In Auseinandersetzung mit tradierten Darstellungsformen und historischen Referenzen, aktualisieren Krause, Rieve und Wehrmann an den Tod geknüpfte Zeichensysteme und Bedeutungshorizonte, um zeitgenössische Lebenswelten neu zu beschreiben.

Till Krause erarbeitet ausgehend von Form und Bedeutung des Labyrinths einen Weg durch einen Teilbereich des Langenhagener Stadtgebiets. Das Symbol des Labyrinths wurde von je her mit dem Tod verknüpft, der seinen Sitz im Zentrum des Labyrinths haben sollte. Daraus entwickelte sich u.a. die Deutung des Labyrinths als »gefahrvoller Weg« oder »Lebensweg«. Das Abschreiten der angelegten Pfade eröffnete in diesem Sinne eine Möglichkeit zur (Selbst-) Erkenntnis.

Patrick Rieve greift die im 14. Jahrhundert entstandene Bildtradition des »Totentanzes« auf, um eine zeitgenössische repräsentative Darstellung von Gesellschaft zu entwerfen. Waren es früher gemäß des Abzählverses »Kaiser, König, Edelmann, ...« meist 24 Figuren, die hierarchisch geordnete, gesellschaftliche Gruppen darstellten, hat sich dieses Bild heute differenziert und verschoben. In einer Reihe großformatiger Zeichnungen porträtiert Rieve prägnante (Langenhagener) Bevölkerungsgruppen, Amtsträger und Personen öffentlichen Lebens.

Mark Wehrmann betreibt fiktionale Kartografie, d. h. die Aus- und Neudeutung von Räumen durch Verweise auf geistesgeschichtliche Ideen sowie Referenzen aus Literatur, Populär- oder Subkultur. Einen Bezugspunkt stellt Theodor Lessings 1925 erschienenes Buch »Haarmann, die Geschichte eines Werwolfes« dar, das sich der Geschichte des berüchtigten Serienmörders annimmt.

11.12.09 – 14.2.10, Einzelausstellung

Séverine Hubard: Vorfahrt achten

Im Mittelpunkt des Interesses von Séverine Hubard (*1977, Lille, F) steht seit rund zehn Jahren die Auseinandersetzung mit dem städtischen Raum. Als »Künstlerin ohne Atelier« arbeitet sie vor allem an der Schnittstelle von Skulptur und Architektur mit Raum und Volumen. Fotografie, Zeichnung, Video und Performance treten hinzu. Neben großformatigen Installationen hat sie eine Reihe von Projekten im öffentlichen Raum realisiert.

Séverine Hubards Arbeiten wirken »gebastelt«, manchmal provisorisch. Sie wählt einfache, nachvollziehbare Collagetechniken und alltägliche Materialien. Die Werkstoffe stehen in einem direkten Bezug zur Stadt, doch erschöpfen sie sich nicht in einem Materialzitat. Immer wieder gelingt es ihr, auch den gewöhnlichsten Objekten eine neue Dimension zu verleihen: über die mitunter bewusst unfertige und vorläufige Anmutung hinaus sind Séverine Hubards Arbeiten gleichzeitig humorvoll und poetisch, augenzwinkernd luzide und spielen subtil mit Erinnerung und Wahrnehmung. Séverine Hubard schafft Situationen als Kommentare zu einer sich stetig ändernden Umwelt, und stellt ihre Arbeiten diesem Wandel bewusst anheim.

»Vorfahrt achten« ist eine raumgreifende Installation, die Séverine Hubard für und in Langenhagen entwickelt. »Vorfahrt achten« inszeniert eine zeitgenössische Realität: Verkehrswege, Einflugschneisen, Schnellwege, Autobahnen, Bahnschienen und Tramgleise. In Bewegung und aus Distanzen überfliegen und durchfahren wir unsere Städte und nehmen sie wahr. Baukörper werden zu Fassaden, Grün zum Ornament einer Stadtkulisse, die sich als Bild darbietet. Séverine Hubard nimmt die örtlichen Gegebenheiten auf, um sie durch einfache Verschränkungen auf den Kopf zu stellen.

5.3.10 – 25.4.10, Gruppenausstellung

Amor Parvi oder Die Liebe zum Kleinen

Carl Andre, Marcus Behmer, Ann Böttcher, Ernesto Caivano, Marc Camille Chaimowicz, Eduardo Chillida, Natalie Czech, Theo Ellsworth, Alexander Esters, Haris Epaminonda, Isa Genzken, Manuel Graf, Hannah Hoech, Martin Hoener, Line Hoven, Martin Kippenberger, Jutta Koether, Sara MacKillop, Florian Meisenberg, Cyril Pedrosa, Tom Phillips, Nicolás Robbio, Pietro Ruffo, Tomas Schmit, John Stezaker, Simon Thompson, Timm Ulrichs

"Amor Parvi, die Liebe zum Kleinen: Wände anzustreichen oder zu abmalen, das war nie mein Ehrgeiz, meine Sehnsucht und Anlage." - Marcus Behmer

Ein stilles, gleichwohl augenfälliges Phänomen ist die Rückkehr des Miniaturformats. Lange erschien es als pittoreske Seltsamkeit, kaum geschaffen, um die Stile, Methoden und Problematiken aktueller Kunst zu tragen. Doch nun finden sich vermehrt kleinformatige Arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen junger Kunst. Dieser Wandel stellt spannende Fragen: Was bedingt die Rückkehr der Miniatur? Was sind die Qualitäten der Arbeiten und wie verhalten sie sich zu den wenigen Miniaturen-Statements vergangener Jahrzehnte?

Als Behmer um 1900 begann, stand es gut um das kleine Format, die frühe Moderne verstand illustrierte Bücher und Dinge des Alltags als Kunst. Eine kurzlebige Vielfalt. Bald beförderten neue Ziele, Fragestellungen, sowie sinkende Materialkosten das Große. Viele Techniken die das kleine Format auszeichneten, erschienen bald unzeitgemäß. Doch in den letzten Jahren ändert sich diese Perspektive. Man könnte meinen, die kleinen Arbeiten nützten klug eine Nische im überfüllten Kunstmarkt, doch tatsächlich werden sie schnell auch übersehen. Es muss andere Gründe geben.

Das Kleine setzt Konzentration und Detail gegen die Wucht schierer Präsenz oder die Gesten des Pathos. In diesem Sinn zeigt "Amor Parvi" neue Ausdrucksweisen in einem lange brachliegenden Feld. Mitunter in forschender Anknüpfung an die frühe Moderne, jedoch auch ebenso als rein formale Entscheidung. Das aktuelle Interesse am Kleinen erweist sich nicht als modischer Gestus, es hat seine eigenen Genealogien und Vorbilder, es lebt von der Forderung an den genauen Blick, ans Nah-Herantreten, um in dieser konzentrierten Nähe eine ganz eigene Erfahrung zu schaffen. Die Arbeiten von 27 Künstlern, zwischen 1900 und 2010 entstanden, bieten einen nachhaltigen und facettenreichen Einblick in die Kunst des Kleinen. (Oliver Tepel)

7.5.10 – 10.5.10, Einzelausstellung

Ingo Mittelstaedt: Neue Ordnung

Wir freuen uns, Ingo Mittelstaedts erste institutionelle Einzelausstellung und die neue Werkreihe Chromas präsentieren zu können.

Was kann Fotografie? Diese oft gestellte Frage lotet Ingo Mittelstaedt mit seinen analogen Arbeiten aus und nutzt Modelle aus Papier, Folien, gefundenem Material und Alltags-Gegenständen. Die sorgsam komponierten Szenarien verdichten sich zu spannungsgeladenen Vexierspielen flächiger und räumlicher Elemente.

Bei den in diesem Jahr entstandenen Arbeiten Chromas spielt die Auseinandersetzung mit Farbe eine zentrale Rolle. Blau-, Rot- und Gelbtöne dominieren als leuchtende Flächen die Bildkomposition. Mittelstaedt greift Überlegungen aus Farblehre und Farbtheorie auf und bezieht sich auf die Malerei der Moderne und deren Auseinandersetzung mit Farbe, Fläche und Linie. Verwirrende Einspiegelungen, Verzerrungen und Reflektionen bestimmen die Bilder - doch sie führen nicht zur Auflösung des Gegenständlichen. Vielmehr nimmt er mit den bühnenhaften Arrangements Bezug auf museale Präsentationen und fotografische Darstellungsmethoden der 50 und 60 er Jahre., die Materialität und Raum akzentuieren.

Ingo Mittelstaedt (*1978) studierte bei Dörte Eißfeld an der HBK Braunschweig und arbeitet seit 2009 als freier Künstler. Zahlreiche Ausstellungen im Inland sowie in den Niederlanden, Spanien, Brasilien und den USA.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

12.6.10 – 15.8.10, Gruppenausstellung

Leinen los! Herbstausstellung niedersächsischer Künstlerinnen und Künstler

Benjamin Badock, Norbert Bauer, Thomas Behling, Michael Beutler, Maike Bisping, Henning Bohl, Michael Botor, Astrid Brandt, Rahel Bruns, Thomas Dillmann, Christian Dootz, Andreas Eschment, Christoph Faulhaber, Dennis Feser, Dieter Froelich, Caroline Hake, Nicolas Hallbaum, Hlynur Hallsson, Nschotschi Haslinger, Dirk Dietrich Hennig, Annika Hippler, Christian Holtmann, Fränze Hoppe, Daniel Janik, Nina Jansen, Bye Mass Jobe, Petra Kaltenmorgen, Katharina Kamph, Hans Karl, Michael Kaul, Klaus Kleine, Lars-Andreas Tovey Kristiansen, Alicja Kwade, Patricia Lambertus, Marion Lehmann, Lotte Lindner und Till Steinbrenner, Malte Lochstedt, Hannes Malte Mahler, Christof Mascher, Franziska Carolina Metzger, Jugoslav Mitevski, Ingo Mittelstaedt, Christiane Möbus, Jub Mönster, Inka Nowoitnick, Ria Patricia Röder, Julia Schmid, Per Olaf Schmidt, Tom Schön, Andy Scholz, Christine Schulz und Ingo Rabe, Marina Schulze, Preechaya Siripanich, Sibylle Springer, Meik Stamer, Rüdiger Stanko, Arne Enno Strackholder, Ralf Tekaat, Timm Ulrichs, Kerstin Vorwerk, Daniel Wolff, Raimund Zakowski, Ralf Ziervogel, Markus Zimmermann sowie die Stipendiaten des Preis des Kunstvereins Hannover Samuel Henne, Anahita Razmi und Fabian Reimann und den Preisträger des Kunstpreis der Sparkasse Christoph Girardet

Als Kooperationspartner des Kunstvereins Hannover präsentiert der Kunstverein Langenhagen mit „Leinen los!“ erstmals einen Teil der traditionsreichen Herbstausstellung niedersächsischer Künstler. Die lebendige Ausstellung vereinigt im zweijährigen Turnus renommierte und überregional bekannte Positionen mit neuen Entdeckungen aus den Kunsthochschulen in Niedersachsen und Bremen. Als einzige Übersichtsschau zur zeitgenössischen Kunst in Niedersachsen und Bremen ist die Ausstellung nicht nur beim Publikum sehr beliebt, sondern nimmt eine herausragende Bedeutung für das kulturelle Profil und die künstlerische Entwicklung des Landes ein.

Aus 351 Bewerbungen wählte eine Jury aus KuratorInnen, Künstlern Hochschullehrern und Vertreterinnen der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Vorstands des Kunstvereins Hannover 69 künstlerische Positionen aus. Wir freuen uns, in Langenhagen Arbeiten von Dennis Feser, Fränze Hoppe, Katharina Kamph, Patricia Lambertus, Marion Lehmann, Lotte Lindner & Till Steinbrenner und Kerstin Vorwerk zu zeigen. Künstler-Workshops und ein umfangreiches Vermittlungsprogramm ermöglichen vertiefende Einblicke in die Arbeitsweise der Künstlerinnen und Künstler. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

30.8.10 – 10.10.10, Einzelausstellung

Nathalie Grenzhaeuser: Trespassing

Die Fotografin Nathalie Grenzhaeuser schafft zeitgenössische Landschaftsbilder. Der arktische Landschaftsraum Spitzbergen und das australische Outback sind Ziele ihrer künstlerischen Forschungsreisen, ihre Sujets abgeschiedene Naturräume im Kontrast zu extensiver industrieller Nutzung, Themen die Veränderungen dieser Landschaften in Bezug auf Klimawandel, globalisierte Märkte, militärische Besetzungen und soziale Zusammenhänge.

Nathalie Grenzhäuser fotografiert analog und bearbeitet ihre Aufnahmen digital nach. Das Spannungsfeld zwischen „dokumentarischer“ Aufnahme, die sich oft gefährlichen und strapaziösen Reisen verdanken und der digitalen Nachbearbeitung nutzt sie zu einer Inszenierung der Orte und Landschaften, die kulturell geprägte Bildkonventionen produktiv machen. Es entstehen großartige Landschaftsfotografien, die gleichermaßen Vorbilder aus Kunstgeschichte und jüngerer Filmgeschichte zitieren und so gleichfalls kulturelles Gedächtnis wie Sehnsuchtshorizonte und Angstszenarien ins Bild setzen.

Der verführerische Duktus der Fotografien lässt die digitale Nachbearbeitung zwar erahnen, doch erschließen sich die Techniken der Inszenierung erst bei genauer Betrachtung. So konstituiert sich in ihren fotografischen Arbeiten zugleich mit dem realen ein unsichtbarer Ort. Über ihre Landschaften legt Grenzhaeuser ein Amalgam aus Pathosformel, leiser Ironie und Verwunderung, das immer wieder ins Unheimliche, Unwirkliche spielt und auf diese Weise Relevanz über das dokumentarische Tagesgeschäft hinaus produziert.

Die Ausstellung im Kunstverein Langenhagen führt erstmals die jüngsten Serien „Die Konstruktion der Stillen Welt“ (2007/10) und „Trespassing“ (2008/10) sowie die zugehörigen kleinformatigen Bildessays zusammen.

29.10.10 – 28.11.10, Gruppenausstellung

Jochen Schmith

Bereits während des Studiums (2000) an der Hamburger Kunsthochschule begannen die Künstler Peter Hoppe, Peter Steckroth und Carola Wagenplast unter dem Namen Jochen Schmith zusammen zu arbeiten.

Die Frage nach dem Verständnis von Wert und Produktion in der Konsumgesellschaft spielt eine zentrale Rolle in der Zusammenarbeit der Künstlergruppe. Jochen Schmith setzt das eigene Vorgehen in Verhältnis zu zeitgenössischen Strategien von Wertproduktion und öffentlicher Darstellung und untersucht Rituale und Orte der Produktion und Repräsentation. Tagungen, exklusive Clubs und Hotelfoyers, aber auch Sonderwirtschaftszonen oder die Agentur für Arbeit sind gleichzeitig Untersuchungsgegenstände sowie Bühne oder „Atelier“ für die künstlerische Produktion.

Folgerichtig entstehen Arbeiten und Ausstellungen in Auseinadersetzung mit dem Ausstellungsort. Unterschiedliche Formate, wie z.B. Video, Fotografie, Ton, Malerei und Text und werden mit räumlichen Eingriffen, die auf Bedingungen des Ausstellungsraumes Bezug nehmen, kombiniert. Die heterogenen Elemente verdichtet Jochen Schmith zu räumlichen Inszenierungen, die Besucher in vielschichtige Geflechte von symbolischen und sozialen Kodierungen und somit in Fragmente von Erzählungen involvieren.

Im Kunstverein Langenhagen realisert Jochen Schmith eine raumgreifende Installation und neue Arbeiten.

10.12.10 – 6.2.11, Einzelausstellung

Sofie Thorsen: Leuchtend Grau

Im Jahr 2009 konnten wir bereits zwei Arbeiten der dänischen Künstlerin Sofie Thorsen (* 1971) in der Gruppenausstellung „Forschungsstation Sozialer Raum“ vorstellen. Thorsens Interesse gilt zeitgenösssichen architektonischen, sowie stadt- und landschaftsplanerischen Phänomenen. Die häufig langfristig angelegten Projekte umfassen mehrteilige Arbeiten innerhalb eines sich weiter entwickelnden Interessenfeldes. Allen Arbeiten gehen umfangreiche ortspezifische Feldforschungen voraus. Es gelingt ihr so verdeckte historische, ökonomische und soziokulturelle Implikationen zu erschließen.

Ausgangspunkt der Einzelausstellung Leuchtend Grau ist ihr jüngster Film „The Achromatic Island“ (2009), den sie auf der dänischen Insel Fur drehte. Neben der Darstellung des Landschaft der durch die für alle Industriestaaten typischen Tendenzen von „Landflucht“ einerseits und Zersiedelung durch Förderung von Gewerbeansiedlung und Tourismus anderseits geprägt ist, etabliert Thorsen, einen spezifischen Blick: Ihr schwarz/weiß Film versucht der bis in die 30er Jahre auf Fur verbreiteten, erblichen Farbenblindheit, ein filmisches Äquivalent zu geben.

Anhand eines Interviews mit einem Achromotopsie Betroffenen und Zitaten aus einschlägiger Literatur nähert sich Thorsen dieser spezifischen Wahrnehmungsform, die mit einer extremen Lichtempfindlichkeit, verringerter Sehschärfe und umfassender Farbenblindheit einhergeht. Mittels Aufnahmetechnik und –material unternimmt sie den Versuch einer Übersetzung in Bilder. Es gelingen ihr Aufnahmen von großer Intensität. Lange Einstellungen kombiniert mit Textpassagen und Fotografien loten verschiedene bildliche Versuchsanordnungen aus. Die facettenreiche Annäherung gerät zum „konzeptuellen Sehtest“, der Grenzen von Kommunikation und Darstellbarkeit unterschiedlicher Wahrnehmungen aufzeigt.

Im Kunstverein Lagenhagen entwickelt Thorsen eine neue räumliche Präsentationsform für den Film und entwickelt ihr Projekt weiter: in der Ausstellungshalle wird sie den ursprünglich 20minütigen Film als Rauminstallation in drei Sequenzen geteilt simultan auf drei Projektionswänden präsentieren. Dazu wird der Film umgeschnitten, neue einführende Sequenzen zugefügt, die ursprünglich englischen Untertitel und Texttafeln ins Deutsche.

20.1.11 – 26.2.11, Einzelausstellung

Langenhagener Landschaften

Rathaus Langenhagen

25.2.11 – 3.4.11, Einzelausstellung

Wolfgang Plöger: Delay

Wolfgang Plögers Œuvre ist thematisch und medial weit gefächert. Neben zahlreichen Buchprojekten, widmet er sich vorrangig 16-mm- und Super8-Filmprojketen. Seine filmischen Arbeiten umfassen Animationstechniken und die direkte physischen Bearbeitung des Filmmaterials. Darüberhinaus inszeniert Plöger seine Filme als räumliche Installationen durch Einbeziehung von Objekten in die Projektion und die Anordnung der Projektoren und des Zelluloids als offene Filminstallation. Als Endlosschleifen, sog. Loops, werden die Filmstreifen im Raum verspannt. Die Materialität des Films wird so zum wesentlichen Teil der Ausstellung.

Für den Kunstverein Langenhagen entwickelt Wolfgang Plöger eine 16 mm Film Installation mit 4 Projektoren, die jeweils paarweise aneinander gekoppelt, zeitlich versetzte Doppelprojektionen zeigen. Ausgangspunkt seiner filmischen Bestandsaufnahme ist der Schauplatz des Selbstmordes von Heinrich von Kleist. Im 200. Todesjahr Kleists nähert sich Plöger diesem Ort unter Berücksichtigung des berühmt gewordenen erkenntnistheoretischen Zweifels, den Kleist in einem Brief an Wilhelmine von Zenge 1801 wie folgt formulierte:

„Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr - und alles Bestreben, ein Eigentum sich zu erwerben, das uns auch in das Grab folgt, ist vergeblich.“

Kleists Frage nach Wahrheitsgehalt und Verbindlichkeit/ Intersubjektivität von Wahrnehmung ist von besonderer Bedeutung für Plögers Arbeiten und zentral für die Ausstellung. Eine grüne Glasscheibe trennt den Ausstellungsraum in zwei Teile, in denen jeweils eine Doppelprojektion zu sehen ist. Die räumliche Installation und die Zeitverzögerung der Filmbilder nehmen Kleists Zweifell produktiv auf und setzen ihn in Beziehung zu zeitgenössischen medientheoretischen Fragestellungen und Erinnerungsdiskursen. Der Ort des Freitodes Kleist soll für die Feierlichkeiten zu seinem 200. Todesjahr zu einem Gedenkort umgestaltet werden.

Wolfgang Plöger (*1971) lebt in Berlin und studierte freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA u.a. westlondonprojects, London (UK), Artist, ten Bosch (NL), The Art Institute of Chicago, Chicago (USA), KW Institute for Contemporary Art, Berlin (D), MUMOK Wien (A) und in den Galerien Stella Lohaus (B), Georg Kargl (A), Nelson Freeman (F) und Konrad Fischer (D).

Im Künstlerhaus Bremen fand 2009 Plögers erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland statt.

15.4.11 – 29.5.11, Einzelausstellung

Jérôme Chazeix: Fashion Weeks

Der in Berlin lebende Künstler Jérôme Chazeix (*1976) baut komplexe Installationen, die hybride Parallel-Welten bilden. Er kreiert multimediale pulsierende Installationen, die er als „totale“ Objekte bezeichnet. Häufig werden zughörige Performances, die als partizipatorische Projekte Teil des Gesamtkonzepts sind, in den Installationen realisiert und als Videos dauerhaft präsentiert.

Jérôme Chazeix Arbeiten sind zeitgenössische Gesamtkunstwerke, als Bühnen für das Publikum im wahrsten Sinne theatrale Installationen. Ihre besondere Qualität und Brisanz gewinnen die durch die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Konsumwelten: indem sie die spezifischen Techniken und Formsprachen zitieren, setzten sie an Lebensumwelt an, unterwerfen sich aber gerade nicht dem Diktat passiven Konsums, sondern feiern eine fröhliche Widerständigkeit durch aktive karnevaleske Aneignung des zeitgenössischen Verhaltensrepertoires, wie es in u.a. durch Mode weltweit kommuniziert wird. Die Lust an der Anverwandlung zeitgenössischer „Rolemodels“ in musicalhafter Manier mischt echte Faszination mit augenzwinkernder Persiflage.

"Fashion Weeks" ist eine Gesamtinstallation, die Chazeix´s performative konsum- und gesellschaftskritische Arbeiten zusammenstellt. Die Installation (vergleichbar mit einem Filmset) persifliert einen Fashion Store oder auch Mode Release Event (z.B Mode Messen, Haute Couture Schauen). Zentrales Element in der lang gestreckten Ausstellungshalle des Kunstvereins Langenhagen ist ein Laufsteg. Durch die Zugabe von großformatigen Bildcollagen, Monitoren, Modellpuppen mit selbst produzierten Modellen der (Mode)Marke Zeix entwirft Jérôme Chazeix eine Art ConzeptStore, in dem Zeichnungen, Objekte, Videos und Fotos präsentiert und immer wieder neu arrangiert werden. Bildhauerische Elemente wie Lampions, Wandreliefs und Objekte erweitern die "All Over" Ausbreitung. Auch das Ausstellungsprojekt im Kunstverein Langenhagen wird Bühne für die aktive theatrale Bespielung. Die Installation wird durch die Benutzer erweitert, dynamisiert und aufgeladen.

„Fashion Weeks“ bezieht auch die Kreativität der Besucher ein: eine Schülergruppe wird in einem workshop mit Jérôme Chazeix eine eigene Modekollektion entwerfen. Die Kleidungsstücke werden von den Jugendlichen realisiert und in der Ausstellung präsentiert. Die Reflexion über Kleidung und Modestile orientiert sich an Fragen über die Formen von Identität Jugendlicher in der zeitgenössischen Konsumgesellschaft, über Pubertät, Erwachsenwerden und die Rollenverteilung der Geschlechter. Welche Rolle spielt dabei Kleidung und Mode? Unter welchen Einflüssen stehe ich (Trends, Medien, Fernsehen, Idole, usw.)? In erster Linie ermöglicht das Projekt Jugendlichen, sich Fragen zu stellen und nicht nur passiv als Konsumenten zu agieren. Die Teenager werden in ein multimediales und kunstspartenübergreifendes Projekt eingebunden, das eine neue künstlerische Form im Umgang mit Medien praktiziert und Selbstreflexion und kritisches Urteilsvermögen übt. Das multimedial produzierte Material (Zeichnungen, Kleidungsstücke, Videos, Modenschau) wird in seiner Vielfältigkeit in einer großen öffentlichen Präsentation gezeigt. Außerdem bieten wir mit wieder verschiedenen kurze und lange Kreativ-Workshops an!

Jérôme Chazeix, geboren 1976 in Nantua, Frankreich, 1994-2002 Studium Lehramt Bildende Kunst an der Universität von Saint-Etienne (F)/ Doktorarbeit; 1995-2000 Studium an der Kunsthochschule, Saint-Etienne (F)/ Diplom und 2000-2004 Meisterschülerstudium bei Katharina Grosse an der Kunsthochschule Berlin Weissensee. Seit 2000 lebt und arbeitet Jérôme Chazeix in Berlin. Einezlausstellungen in Madrid, Vilnius, Scopje, Berlin etc. 2010 Einzelausstellungen im Kunsthaus Erfurt und Stipendium der Bösenberg Stiftung Meinersen. Jérôme Chazeix hat an vielen Gruppenausstellung in Europa teilgenommen, Zahlreiche partizipative Projkete mit Kindern und Jugendlichen, u.a. Warum sind die Kanarienvögel gelb, schreien die Seehunde, beißen die Hermeline und tanzen die Flamingos? Projekt mit Kindern, Grundschule, Meinersen, The Remix Duo fashion collection, Projekt mit Jugendlichen, Realschule, Meinersen. The pyrite fashion collection, Projektwoche mit Jugendlichen, Kunsthaus, Erfurt, The Battle, Projekt mit Jugendlichen, Hamburger Bahnhof, Berlin.Teenager Träume, Jugend Kulturweekend, Berlin, u.a..