Wir stolperten den Hügel hinab und begegneten einer Form
Algen, Moose, Harze, Wachse, Öle, Worte, Gefühle, Handlungen, Ansprüche, Ankündigungen, Sehnsüchte, Konventionen, Moden, Schwemmholz, feine Häarchen, Botenstoffe, Vibrationen, sehr alte Echos.
Die Gebinde zu öffnen und die Begriffe zu verunklaren. Hinaus- und Hineingekrochen in das Sein und Werden mit und im Anderen.
Natürlich ist das Gebinde kein Endpunkt, sondern sein momentaner Zustand.
Und es ist wiederum verwoben mit und geformt durch die Eigenschaften, die wir in ihm zu erkennen glauben.
Eröffnung am Dienstag, 31. August ab 19h
Aber wo und was in diesen sich immer neu findenden Bindungen war denn nun meine Rolle?
Und was davon kommt von mir und was wird mir von diesen materiellen Mitarbeiterinnen und Genossinnen vorgeschlagen - nahegelegt - aufgedrängt?
In vermischten Rollen und wechselndem Maße mit Heinrich Dietz, Michael Dobrindt, Henri Michaux, Sybil Montet, Alessandro Pignocchi, Theresa Rößler, Lea Schürmann, Sebastian Stein, Lily Wittenburg und Anderem.
Produzent*innengespräch Mittwoch 29. September, 19 Uhr
Unter dem Tisch hindurch krabbelte ich in Richtung Fenster, von wo aus ich die Mauersegler beobachtete. Es war September, wieso waren sie noch hier? Sie sollten doch längst woanders sein. Es ließ sich auch nicht sagen, ob sie tief oder hoch flogen. Meine Augen folgten ihrem Flug. Ich musste vergessen haben, dass es Vögel waren. Ich bat sie hinein, flog dann gemeinsam mit ihnen durch die Ausstellung, durch die Bücher im Regal, entschuldigte mich für diese violette Unordnung, die auch die Buchseiten einfärbte. Es musste etwas ausgelaufen sein. Mir war auch extrem übel von all dem Text.
Ich erinnerte mich daran, dass wir beim Zusammenstellen und Aufbauen versucht hatten, uns noch stärker von den Dingen, der Stimmung, dem Licht und den Klängen leiten zu lassen. Sehr viel intensiver zum Material hinzusinnen und wahrzunehmen, was es noch war und tat. Den Fäden und Verbindungen, die sich auftaten und ergaben zu folgen. Anstatt nur unsere Vorstellungen und Ideen von ihm durchzusetzen. Es für unsere Zwecke zu benutzen. Es ging darum, uns von dem Material an die Hand nehmen zu lassen. Uns an es abzugeben. Darum, dieses Abgeben und uns an die Hand-nehmen-lassen zu kultivieren.
Davor hatten wir lange Zeit unsere Gesichter auf dem Screen angeschaut. Wie sie da so wackelten, lachten, ohne Körper sprachen und nach Verbindung suchten. Dabei die Finger auf den warmen Tasten, dieses unmerkliche Summen. Die Bücher neben mir, auf dem Tisch, wie sie immer größer wurden und sich langsam in meinen Kopf schoben. Die Pflanze auf dem Fensterbrett, wie sie in meine Augen kippte. Der Boden unter meinen Füßen und durch den Stuhl unter meinem Gesäß, wie er sehr sehr tief dröhnte. Der Kaffeegeruch in der Luft, der meine Rezeptoren anfeuerte. Draußen damals schon das zischend-wummernde Vorbeijagen der Mauersegler. Und die Stimmen und Worte und Bilder aus dem device; der code, durch meine Augen und Ohren in meinen Körper.
Filmscreening von Leviathan (Lucien Castaing-Taylor & Véréna Paravel, 2012) im Kino im Sprengel Donnerstag 14. Oktober, 20.30 Uhr
Es verging eine Weile, bis ich mich langsam aufrichtete. Ich wusste nicht mehr, ob ich schlafe oder mich einfach vergessen hatte. Vielleicht verließen mich die strikten Aufforderungen des morgigen Tages.
24h ACID SURVIVAL Training mit dem ACID COLLÈGE in der Paul Dohrmann - Schule Freitag 10. bis Samstag 11. September
Diese Intimität des Materials, dachte ich, blickte auf mich zurück, veränderte ihre Pfade, löste sie auf und drehte sich. Dieses Wabern, dieses eigenartige Wabern, das ich irgendwann bemerkte, war wie eine Fragmentierung oder eine Verflüssigung, eine Vermengung ohne klare Angaben, ohne Richtung, ohne Karte – eher ein Schwarm, der um mich herum mit mir pulsierte.
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Freiburg.
Die Vergemeinschaftung ist nicht planbar.
Auch die Stoffe, die sich nicht miteinander verbinden können.
Wie ist da Werden zwischen ihnen? Wie lassen sich Verbindungen herstellen?
Mit mir und zwischen uns?
Eher unmerklich.
Reißt alles auf, gebt den Untergrund frei.
Einen ungekannten Untergrund, der das Material freisetzt. Und uns auch.
Filmscreening LEVIATHAN in Kooperation mit dem Kino im Sprengel
LEVIATHAN von Lucien Castaing-Taylor und Véréna Paravel, USA, F, GB 2012, 87 min., OmU, digital
Als Teil von Wir stolperten den Hügel hinab und begegneten einer Form zeigen der Kunstverein Langenhagen in Zusammenarbeit mit dem Kino-im-Sprengel den Film LEVIATHAN im Kino-im-Sprengel, Klaus-Müller-Kilian-Weg 1, 30167 Hannover.
In einem einzigen Bilderrausch fängt LEVIATHAN den Zusammenprall von Mensch, Natur und Maschine ein, mit anderen Worten: von Humanem, Ökologischem und Industriellem.
Ein Jahr verbrachten Castaing-Taylor und Paravel filmend mit Hochseefischern aus New England auf dem Meer. Das Porträt der Fischereiarbeit, das daraus hervorging, steht in der alten Tradition, Fischerleute als Motiv für Bilder zu benutzen. Und dennoch widersteht der Film jedweder Romantisierung und dem Anthropozentrismus, die oftmals mit dieser Tradition einhergehen. Er evoziert vielmehr eine weniger emotionale Beziehung zwischen Mensch und Ozean sowie eine in ästhetischer und ontologischer Hinsicht gleichwertige Gewichtung von Humanem, Ökologischem und Industriellem. In den gleichen Gewässern, in denen Melvilles Pequod Moby Dick jagte, fängt Leviathan den Zusammenprall von Mensch, Natur und Maschine ein. Mit einem Dutzend Kameras gedreht – die herumgeschleudert und angebunden sowie von Fischer zu Filmemacher gereicht wurden – entsteht das kosmische Porträt eines der ältesten Unterfangen des Menschen.
"Die Menschheit ist vom Meer besessen. [...] Es verhandelt die Grenze zwischen Leben und Tod, Oben und Unten, Luft und Wasser. [...] Es ist unendlich schön – wenn auch beunruhigend tief." (Lucien Castaing-Taylor, Véréna Paravel)
Der Eintritt beträgt, 5 Euro; mit Hannover-Aktivpass oder Behindertenausweis 2,50 Euro, Begleitperson frei.
24h ACID SURVIVAL Training vom ACID COLLÈGE in der Paul Dohrmann Schule Hannover
Als Teil von Wir stolperten den Hügel hinab und begegneten einer Form findet ein 24h-ACID SURVIVIAL Training vom ACID COLLÈGE statt: Ihr fühlt euch irgendwie nicht richtig lebendig, obwohl ihr alles kaufen könnt, niemals wirklich Hunger habt und die Sonne scheint? Trotz veganem Bioessen, feiner 2nd-Hand-Kleidung, Demo & direkter Aktion und entwicklungspolitischen Debatten zu nachhaltiger Entwicklung fühlt sich deep down doch alles eher irgendwie … tot an? Bodenmesserkampf und rear choke escape Trainings bringen auch keine Linderung? Und sowieso keine Lust mehr auf Würmermehldrinks und Vitaminspurenelementeknäckebrot oder wieder irgendwo im Wald ausgesetzt werden und nach Hause finden müssen? Überleben macht einfach keinen Spaß mehr?
prep gúrrugu und survival sissi vom ACID COLLÈGE trainieren mit euch für deep ruination, acid survival, ver-mesh-ung mit dem mehr-als-Menschlichen und für mehr Lust am Überleben als Haufen. Oder in anderen Worten, wie es sich trotz im Durchschnitt 4°C plus in 2050 tragisch lachend gut auf den Tod hin zu leben lassen könnte. Zahlreiche gadgets, Übungsideen, neue Rezepte und Equipment sind vorhanden und warten auf euch.
Come 2 more lustfully survive with us!
In unregelmäßigen Abständen organisiert das ACID COLLÈGE solche acid survival trainings. Es sind workshop-artige Sessions, in denen wir versuchen, uns klarer über die Verhältnisse unter denen wir leben und die uns konstituieren zu werden und von dort aus in ein anderes Machen kommen wollen. Durch verschiedene Übungen, Gesprächstechniken, Gedanken- und Körperexperiemnte oder auch indem wir versuchen, unsere Gespräche zu verkörpern. Letztlich geht es darum aus alltäglichen Handlungsabläufen alltägliche Rituale und lebende Infra-Strukturen zu entwickeln, durch die und in denen ein anderes Überleben zu leben möglich werden kann.
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Anmeldung und Info bitte per mail@kunstverein-langenhagen.de